Nehmen Sie sich jetzt Zeit für die Digitalisierung
Die Corona-Krise hat uns allen deutlich aufgezeigt: Digitalisierung ist längst nicht mehr bloss eine Option. Digitalisierung ist und wird für die Gesellschaft immer kritischer - und zwar in allen Bereichen. Doch gibt es verschiedene Interpretationen des Begriffs «Digitalisierung» und dabei ist längst nicht alles Gold, was glänzt. Unbestritten ist jedoch: Es ist jetzt höchste Zeit, sich mit der Digitalisierung professionell und ernsthaft auseinanderzusetzen.
Die Corona-Krise zeigt: Digitalisierung ist definitiv keine blosse Option mehr
Gemäss KMU-Baromter des KGL sind rund die Hälfte der Luzerner KMU von der Corona-Krise negativ betroffen. Gehören Sie zum Viertel der teilweise oder zum Viertel der stark von den Covid-19-(Massnahmen) betroffenen (Einzel-)Firmen, konnten Sie sich eventuell mit der rechtzeitigen Lancierung Ihres Angebots in digitaler Form über Wasser halten (je nach Branche, selbstverständlich). Gehören Sie zu den rund 25 % der Unternehmen, die bis jetzt gar von der Krise profitiert haben, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass Sie bereits vor März 2020 oder dann sicher im Verlauf von 2020 eben auch digital gut aufgestellt waren.
Ist Ihre Unternehmung Teil der rund 25 %, die von all den Wirren bis jetzt kaum oder gar nicht tangiert wurde, ist die Verlockung natürlich gross, einfach wie bisher weiterzumachen. Dies ist auch nicht immer die schlechteste Strategie - doch in Bezug auf die Digitalisierung eine mit grossem Risikopotential: Denn wie schnell sich die Ausgangslage ändern kann, haben wir im 2020 alle eindrücklich miterlebt.
Behörden oft noch kein Beispiel für zeitgemässe Digitalisierung
Pauschalisierung ist zwar auch hier nicht angesagt: Es gibt Behörden / Institutionen, die sich inzwischen sehr gut digital arrangiert haben. Doch ausgerechnet das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und auch einige Kantone gingen mit einem denkbar schlechten Beispiel voran: Schauergeschichten von Fax-Nachrichten mit unleserlichen Ärzteschrift (auch als Hieroglyphen berüchtigt) machten die Runde durch die Medien ("Fax Gate"). Ein zeitgemässes ICT-System für die Anmeldung zur Impfung wurde erst im Dezember 2020 in Auftrag gegeben. Und auf Kantonsebene erinnern wir uns an Bilder von Zivilschutzangehörigen, die an an einem Schreibtisch mit Telefon sassen und Papier-Formulare ausfüllten. Auch einige Verbände kommunizierten auch im Dezember 2020 z. T. noch immer erst "halb-digital".
Für ein E-Gov-Entwicklungsland wie die Schweiz ist all dies leider nicht überraschend, gleichwohl aber peinlich - und in einer Krise wie der aktuellen eventuell sogar verheerend: Es stellen sich nämlich unweigerlich Fragen zur Genauigkeit und Verlässlichkeit und der rechtzeitigen Verfügbarkeit ausgerechnet der Daten, auf deren Basis politische Entscheide mit gigantischen Auswirkungen gefällt wurden.
Es gibt verschiedene Stufen von «Digitalisierung» - wie fit sind Sie digital tatsächlich?
Als KMU schätzt man sich gerne viel moderner und agiler als Behörden ein - doch ist dies hier gerechtfertigt? Unsere Erfahrung zeigt: Nicht unbedingt. Digitalisierung wird noch immer oft als «1:1-Übersetzung» der Offline-Prozesse in Online-Prozesse verstanden. Etwas provokativ gesagt ist das Mindset dahinter noch immer oft sowas wie die blosse «Weiterentwicklung der Schreibmaschine». Die höchste Stufe der Digitalisierung ist dabei nicht selten ein relativ primitiver Einsatz von elektronischen Kommunikationsmitteln wie «E-Mail» oder WhatsApp. Und nur allzu oft passiert dies noch mit x Schnittstellenbrüchen, die nur wenig mit smarter und echter Digitalisierung zu tun haben. Ein klassisches Beispiel für solche «Pseudo-Digitalisierung»: Ein PDF-Formular, das man den Kunden zum Download anbietet, diese dann drucken, ausfüllen, scannen und wieder per E-Mail-Anhang zurückschicken. Natürlich ist der Download und dann das Mail am Schluss digital. Smarte, zeitgemässe, effiziente und nicht zuletzt auch kundenfreundliche Digitalisierung sieht allerdings ganz anders aus.
Digitale Transformation ist nicht bloss etwas für freakige ICT- oder Web-Firmen - und schon gar nicht nur für StartUps. Sobald Ihre Unternehmung Stunden rapportiert, Offerten und Rechnungen erstellt oder Informationen mit Kunden und Partner austauscht, ist es entscheidend, wie gut und smart ineinander integriert Ihre Werkzeuge sind. Dabei sind Ihre administrativen Bedürfnisse natürlich zentral - doch vergessen Sie vor lauter Digitalisierungsbegeisterung bitte niemals, dass Ihre digitalen Prozesse auch den Kunden einen Mehrwert bringen müssen. Zu oft treffen wir auf Lösungen, bei denen man unweigerlich feststellt, dass die Unternehmung ausschliesslich darauf aus war, dass es für sie stimmt (und dabei die Kundenbedürfnisse vor lauter Betriebsblindheit schlichtweg ignoriert hat).
Digitalisierung «home made» birgt Risiken
Jeder kann heute Apps runterladen und installieren, schnell ist mal irgendwo ein Account eröffnet (wobei die Sicherheitsfragen dann doch oft vergessen werden) und weiss man, was HTML ist, ist man so gut wie ein Crack. Doch dieses «Ich maile also bin ich (Spezialist)?»-Selbstvertrauen greift zu wenig weit: Je einfacher es nach vorne aussieht (und angepriesen wird), desto komplexer ist es oft im Hintergrund. Oberflächliches Halbwissen kann hier - gerade bei businesskritischen Anwendungen - sehr riskant sein und entsprechend teuer werden. Denn der Weg zum erfolgreich digital agierenden Unternehmen birgt viele Stolpersteine, seien es Kostenfallen, Sicherheitslücken oder Doppelspurigkeiten.
Auch hier ist deshalb der Gang zu erfahrenen Fachleuten der erste Schritt zu einer professionellen und sicheren Lösung - und damit zur tatsächlich smarten Digitalisierung.
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